Frequently Asked Questions (FAQ)

Wann wurde der Video Assistant Referee (VAR) in der Schweiz eingeführt?
Die Swiss Football League (SFL) führte den VAR auf die Saison 2019/20 hin in allen Spielen der Super League ein.

Wo arbeitet der VAR?
Das VAR-Team arbeitet im zentralen Video Operation Room (VOR) in Volketswil. Hier stehen fünf komplett ausgerüstete Arbeitsstationen zur Verfügung. Das Team hat zur Überprüfung der Entscheide des Schiedsrichters alle Kamerasignale aus den Stadien der Super League zur Verfügung. Gleichzeitig hat der VAR die Möglichkeit, ausgewählte Bilder zurück ins Stadion in die Referee Review Area (RRA) zu senden. Dort kann sich der Schiedsrichter auf Empfehlung des VAR diese Bilder anschauen, bevor er seinen Entscheid fällt.

Wie viele zusätzliche Personen sind bei einem Spiel mit VAR im Einsatz?
Im zentralen Video Operation Room (VOR) in Volketswil steht für jedes Spiel der Super League ein Video Assistant Referee (VAR), ein Assistant (AVAR) und ein Replay Operator (RO) im Einsatz. Ein Supervisor wird jeweils die Spiele überwachen. Im Stadion wird zudem ein zusätzlicher Review Assistant (RA) eingesetzt, der für die technische Betreuung der Referee Review Area (RRA) am Spielfeldrand zuständig ist.

Wer kann als VAR eingesetzt werden?
Gemäss IFAB-Protokoll muss ein VAR ein aktiver Schiedsrichter und ein AVAR ein aktiver Schiedsrichterassistent der Super League oder Challenge League sein, oder kürzlich von einer dieser Funktionen zurückgetreten sein. Voraussetzung für die Arbeit als VAR und AVAR ist, dass die betreffenden Personen die geforderte Anzahl Schulungen erfolgreich absolviert haben.

Auf welche Bilder kann der VAR zurückgreifen?
Dem VAR-Team stehen im VOR alle Kamera-Perspektiven zur Verfügung, die von den TV-Produktionsfirmen für die Live-Übertragung für den TV-Zuschauer angeboten werden. Die Anzahl Kameras in der Schweiz ist gemäss IFAB absolut ausreichend (Minimumstandard liegt bei 4 Kameras). Zudem bestehen in der Schweiz die Kameras auf Höhe des Strafraums sowie die Führungskamera in der Mitte, die gemäss einer weitreichenden Analyse des Systemanbieters Hawk-Eye bei VAR-Überprüfungen mit grossem Abstand am häufigsten zum Einsatz kommen.

Wann darf der VAR eingreifen?
Der VAR darf den Schiedsrichter bei einem klaren und offensichtlichen Fehler unterstützen oder wenn der Schiedsrichter einen schwerwiegenden Vorfall übersehen hat. Dies ausschliesslich in den vier spielentscheidenden Situationen: Tore, Penalty-Szenen, Rote Karten, Spielerverwechslungen.

Wer trifft die letzte Entscheidung?
Die letzte Entscheidung liegt unverändert beim Schiedsrichter auf dem Platz. Der VAR ist kein Ober-Schiedsrichter. Er erweitert vielmehr das Team des Schiedsrichters – zusätzlich zu den beiden Schiedsrichterassistenten an den Seitenlinien und dem Vierten Offiziellen.

Wie kommuniziert der Schiedsrichter auf dem Platz mit dem VAR?
Alle Spieloffiziellen sind mit einem neuen Funksystem (Referee Communication System der Firma Riedel) miteinander verbunden. Der Schiedsrichter kommuniziert wie gewohnt in erster Linie mit den beiden Assistenten und dem Vierten Offiziellen. Das VAR-Team hört diese Kommunikation mit. Der VAR seinerseits meldet sich nur aktiv beim Schiedsrichtergespann, wenn er den Schiedsrichter auf einen klaren und offensichtlichen Fehler in einer der vier spielentscheidenden Szenen hinweisen will.

Wie viel Zeit darf die Klärung einer Situation in Anspruch nehmen?
Es gibt keine maximale Dauer für eine Überprüfung. Richtigkeit geht vor Schnelligkeit. Ziel ist aber immer die möglichst schnelle Klärung. Zudem verhindert die Vorgabe, nur bei klaren und offensichtlichen Fehlern eingreifen zu dürfen, in der Logik eine lange Überprüfung.

Wieso schaut sich der Schiedsrichter manchmal die Bilder am Spielfeldrand an, manchmal nicht?
Ist der VAR der Überzeugung, es liegt ein klarer und offensichtlicher Fehler des Schiedsrichters in einer der vier spielentscheidenden Situationen (Tor, Penalty-Szene, Rote Karte, Spielerverwechslung) vor, informiert er den Schiedsrichter. Handelt es sich um einen faktischen Entscheid (z.B. Abseits, Foulspiel innerhalb oder ausserhalb des Strafraums, Ball im Aus), nimmt der Schiedsrichter die Information des VAR zur Kenntnis und kann entscheiden, ohne sich die Bilder anzuschauen (VAR-only Review). Bei subjektiven Entscheiden (z.B. Penalty oder nicht, Gelb oder Rot nach Foulspiel, Foulspiel des Angreifers) nutzt der Schiedsrichter die Möglichkeit, sich die Szene auf dem Bildschirm in der Referee Review Area (RRA), die sich bei Blickrichtung aufs Spielfeld grundsätzlich links neben den Spielerbänken befindet, noch einmal anzuschauen (On-Field-Review).

Können auch die Klubs eine Überprüfung einer Szene fordern?
Nein, dies wird vom Internationale Football Association Board (IFAB), welches die bindenden Vorgaben für den weltweiten Einsatz des VAR erlässt, nicht zugelassen. Da der VAR aber sowieso die Aufgabe hat, das gesamte Spiel zu beobachten und alle Aktionen zu überprüfen, ist diese «Challenge» gar nicht erforderlich. Fordert ein Spieler oder ein Offizieller vehement die Überprüfung eines Entscheids, ist er gemäss Regelwerk durch den Schiedsrichter zu verwarnen.

Welche neuen Zeichen wendet der Schiedsrichter auf dem Feld an?
Der Schiedsrichter zeigt Spielern und Zuschauern den Kontakt zum VAR an, indem er eine Hand an sein Headset führt. Dabei bleibt das Spiel unterbrochen. Wenn sich der Schiedsrichter eine Szene in der Referee Review Area anschauen will (On-Field-Review), so zeichnet er mit beiden Händen symbolisch den Umriss eines Bildschirms in die Luft. Nach Ende der Überprüfung am Spielfeldrand macht er erneut das Bildschirm-Zeichen und zeigt anschliessend seine endgültige Entscheidung an. Ändert der Schiedsrichter seine Entscheidung aufgrund des Hinweises des VAR direkt ab (VAR-only Review), zeichnet er ebenfalls symbolisch den Umriss eines Bildschirms in die Luft.

Wie werden die Fans über den Schiedsrichter-Entscheids nach VAR-Intervention informiert?
Entscheidet der Schiedsrichter auf Empfehlung des VAR oder aus eigenem Antrieb, sich eine Szene in der Referee Review Area (RRA) anzuschauen, wird der TV-Zuschauer über den Bildschirm und der Fan im Stadion auf der Video-Anzeige über den Grund für die laufende Überprüfung informiert. Der endgültige Entscheid des Schiedsrichters nach der Überprüfung (On-Field-Review) oder eine allfällige Änderung nach einem Hinweis des VAR auf einen faktischen Fehler (VAR-only Review) wird ebenfalls über TV und Stadion-Screen kommuniziert.

Wieso verzichtet die SFL auf die Torlinien-Technologie?
Die Technologie ist mit hohem finanziellem und personellem Aufwand verbunden.

Die 12 Grundsätze des IFAB

  • Videobeweis wird nur eingesetzt, um eindeutige Fehler zu korrigieren oder bei übersehenen, schwerwiegenden Vorfällen bei vier definierten spielentscheidenden Entscheidungen.
  • Die endgültige Entscheidung wird immer vom Schiedsrichter getroffen.
  • VAR sind Spieloffizielle – jede Information, die der VAR dem Schiedsrichter mitteilt, wird vom Schiedsrichter genauso behandelt wie Informationen, die er von einem Schiedsrichterassistenten oder vom vierten Offiziellen erhält.
  • Der Schiedsrichter muss immer eine Entscheidung treffen, ungeachtet der Anwesenheit eines VAR, d. h. dem Schiedsrichter ist es nicht erlaubt, eine Entscheidung zu «vertagen» und die Situation an den VAR weiterzuleiten. Wenn der Schiedsrichter entscheidet, das Spiel nicht wegen eines mutmasslichen Vergehens zu unterbrechen, kann die Entscheidung (das Spiel weiterlaufen zu lassen) überprüft werden.
  • Die ursprüngliche Entscheidung des Schiedsrichters wird nicht geändert, bis die Videosichtung zweifelsfrei zeigt, dass die Entscheidung eindeutig falsch war.
  • Nur der Schiedsrichter kann eine Überprüfung veranlassen; der VAR (und die anderen Spieloffiziellen) können dem Schiedsrichter eine Prüfung lediglich empfehlen.
  • Um welchen Prüfungsvorgang auch immer es geht, es besteht kein Zeitdruck zur schnellen Prüfung der Entscheidung, da Genauigkeit wichtiger ist als Schnelligkeit.
  • Die Spieler und Teamoffiziellen dürfen den Schiedsrichter nicht umstellen oder versuchen, die Prüfung einer Entscheidung, den Prüfungsvorgang oder die endgültige Entscheidung zu beeinflussen. Ein Spieler, der das «Prüfungszeichen» fordernd verwendet, um eine Überprüfung zu fordern, wird verwarnt.
  • Der Schiedsrichter sollte während des Prüfungsvorgangs «sichtbar» bleiben, um Transparenz zu gewährleisten.
  • Wenn das Spiel nach einem Vorfall weiterläuft und das mögliche Vergehen anschliessend geprüft wird, werden keine Disziplinarmassnahmen widerrufen, die in der Zeit nach dem Vorfall ausgesprochen wurden, auch wenn die ursprüngliche Entscheidung geändert wird (ausgenommen eine Bestrafung für das Unterbinden eines aussichtsreichen Angriffs oder für das Verhindern einer eindeutigen Torchance).
  • Es gibt einen maximalen Zeitraum vor und nach einem Vorfall, der geprüft werden kann.
  • Das VAR-Protokoll entspricht so weit wie möglich den Grundsätzen und der Philosophie der Spielregeln.

Für Medienanfragen

Für alle Medienanfragen zum Bereich der Schiedsrichter hat der SFV einen virtuellen Briefkasten eingerichtet. An die Adresse refereeing[at]football.ch können alle Fragen zu den Änderungen der Fussballregeln und zum Einsatz des VAR gesandt werden. Am ersten Arbeitstag nach einer Spielrunde werden die Anfragen von einem Experten aus dem Schiedsrichterressort schriftlich beantwortet.